
Janes Walks

Schulstraรe
Bewohner:innen sind die Expert:innen einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Sie kennen ihren Stadtteil, ihr Quartier, ihre Nachbarschaft.
Unser Bรผrgerbeteiligungsprojekt stellt diese Expertise in den Mittelpunkt:
In einem mehrtรคgigen angeleiteten Workshop erkundet eine Gruppe von Bewohner:innen methodisch angeleitet gemeinsam ihr Quartier. Am Ende der Workshopphase laden die Teilnehmer:innen Stadtverwaltung und Politik zu einer Stadtteilfรผhrung, dem Janes Walk, ein.
Die sogenannten Janes Walks gehen auf die Stadt- und Architekturkritikerin Jane Jacobs zurรผck, welche in den 50er und 60er Jahren in New York City unter anderem eine groรe Bรผrgerbewegung gegen eine Flรคchensanierung des als โSlumโ bezeichneten Greenwich Village angefรผhrt hat. Ihr Buch โTod und Leben amerikanischer Groรstรคdteโ gilt als Standardliteratur fรผr Stadtplaner:innen und lenkt den Blick weg von der Planung auf dem Reisbrett hin zu Bรผrgerbeteiligungen und dem Dialog mit Anwohnenden. Jacobs betont unter anderem die Wichtigkeit von gemischten Bebauungen, lebendigen auch ungeplanten Quartiersstrukturen durch soziale Netzwerke sowie die Bedeutung von Gehwegen und die Mรถglichkeit des โzu Fuร Gehensโ. Seit 2007 finden, ausgehend von Toronto, weltweit Janes Walks statt.
Als Teilnehmer:innen kรถnnen allgemein Bewohner:innen eines Stadtteils, eines Quartiers oder einer Nachbarschaft eingeladen werden oder spezifische Zielgruppen wie beispielsweise Mรคdchen zwischen 8 und 14, Senior:innen oder andere marginalisierte Bevรถlkerungsgruppen, die bei der klassischen Bรผrgerbeteiligung hรคufig schwerer zu erreichen sind.
Der Schulweg ist fรผr Kinder eine wichtige Mรถglichkeit, sich eigenstรคndig zu bewegen, selbststรคndig zu werden und Kompetenzen im Straรenverkehr zu erwerben.
Dennoch zeigt eine ADAC-Umfrage, dass jedes vierte Grundschulkind mit dem Auto gebracht wird, obwohl Eltern โEltern-Taxisโ als Unfallgefahr empfinden. Dieser Widerspruch fรผhrt zu einer Spirale der Unsicherheit und erhรถht das Risiko fรผr Kinder, die zu Fuร oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Zusรคtzlich belasten diese Fahrten das Verkehrsaufkommen vor Schulen und sorgen fรผr Spannungen in der Nachbarschaft.
Viele Schulen haben bereits Maรnahmen getestet, doch diese sind oft nicht nachhaltig. Notwendig sind langfristige Lรถsungen, bei denen Kinder Vorrang haben und Einschrรคnkungen fรผr den Kfz-Verkehr tragbar sind. Schulstraรen kรถnnten den Verkehr vor Schulen temporรคr reduzieren und so die Sicherheit erhรถhen. Sie fรถrdern nicht nur Verkehrssicherheit, sondern auch Selbststรคndigkeit, Bewegungsfreude und kommunikative Fรคhigkeiten der Kinder. Eine temporรคre Absperrung zu Schulbeginn und -ende stellt einen geringen Eingriff dar, schafft jedoch geschรผtzte Rรคume fรผr Kinder.
Die Umsetzung erfordert die Berรผcksichtigung lokaler Gegebenheiten wie Straรenfรผhrungen und Schulwegeplรคne. Wichtige Aspekte sind alternative Parkmรถglichkeiten, organisierte Laufgruppen und die Einbindung der Nachbarschaft. Zudem sind Unfallstatistiken, Verkehrszรคhlungen und Befragungen notwendig, um die Wirkung der Schulstraรen zu bewerten. In รsterreich sind Schulstraรen rechtlich geregelt, wรคhrend in Deutschland neue Spielrรคume durch die Reform des Straรenverkehrsgesetzes entstehen. Pilotprojekte, wie an der Rheinau Grundschule, zeigen, wie wichtig frรผhe Aufklรคrung und die Beteiligung der Stakeholder sind, um Akzeptanz zu schaffen. Solche Erkenntnisse kรถnnen als Best Practices fรผr andere Standorte dienen.